Vom Wasser

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Es stand in der "RunnersWorld" im Mai 2006:
"Wenn zu viel Flüssigkeit gefährlich wird" von Amby Burfoot

Es stand in der "Laufzeit" im Juli/August 2003:
"Nicht nur Wasser allein" von Jens Richter
"Qualität trinken" von Anja Carlsohn
Fazit: das soll man beim Laufen trinken
    Zusammenfassung der Artikel von Petra Schuster

 

Wichtiges aus dem Aufsatz "Wenn zu viel Flüssigkeit gefährlich wird" von Amby Burfoot in der RunnersWorld Mai 1006

Von Hyponatriämie ist die Rede, wenn der Anteil des Natriums infolge zu vielen Trinkens zu weit absinkt. Das passiere, wenn Marathonläufer stundenlang unterwegs seien und bei jeder Gelegenheit Wasser in sich hineinkippten. Mit dem Schweiß würden über die Haut zu viele Salze ausgeschieden, Der schlimmste Fall sei eine Hirnschwellung mit der Folge von Krampfanfällen und anderen lebensbedrohenden Komplikationen.

Bei einer Studie mit Dr. Almond vom American College of Sports Medicine (veröffentlicht im NEJM 2005) habe man 488 Läufer, die in Boston das Ziel erreichten untersucht und festgestellt, dass 63 eine klinische Hyponatriämie aufwiesen. Man habe außerdem herausgefunden, dass die Aufnahme gängiger Sportdrinks auch nicht vor Hyponatriämie schütze.

Auf der Jahrestagung des American college of Sports Medicine fand ein Beitrag besondere Beachtung, der von Dr. Varbalis, Endokrinologe am Medizinischen Zentrum der Universität von Georgetown. Dr. Verbalis wies darauf hin, dass Hyponatriämie durch zwei gleichzeitige Abläufe verursacht werde: Überhydrierung und eine "unangebrachte hormonale Reaktion", die den natürlichen Harndrang beschränke. Verstärkt werde diese Reaktion durch Einnahme entzündungshemmender Mittel. Mögliche Auslöser seien noch Stress und insbesondere Übelkeit, wie sie häufig von Läufern empfunden werde, wenn im Magen zu viel Flüssigkeit umherschwappe.

Dr. Tim Noakes, in den 70er Jahren selbst Marathonläufer, verfasste in den 70er Jahren mehrere Artikel in dem er forderte, generell mehr Flülligkeit zu sich zu nehmen. Nachdem ihm immer wieder Informationen über Überhydrierung zugetragen wurden, schrieb er in den 80er Jahren den Fachbeitrag über "Wasservergiftung als mögliche Komplikation im Ausdauersport". Leider wurde diese Arbeit weitgehend ignorniert. 2001 wurde Dr. Noakes von der Internationalen Vereinigung der Marathonärzte beauftragt, einen Leitfaden zur Flüssigkeitsaufnahme während eines Marathons zu erarbeiten. Seine Empfehlung, pro Stunde 400 bis 800 Milliliter zu trinken sorgte für Aufsehen, da diese Empfehlung um bis zu 50% niedriger lag, als zu dem Zeitpunkt weitgehend befolgte Anleitungen von angesehenen sportmedizinischen Institutionen. Dr. Noakes ist sich sicher, dass eine kurzzeitige Dehydrierung für die Gesundheit keine Gefahr darstelle, sondern im Gegenteil eine Bedingung der menschlichen Existenz überhaupt sei.

Das Clinical Journal of Sports Medicine veröffentlichte im Juli 2005 sein Positionspapier im Ergebnis der wenige Monate zuvor abgehaltenen Internationalen Konsenstreffens zur Hyponatriämie. Zwei klare Faustregeln für die Hydrierung ergäben sich daraus: Sich beim Trinken entweder vom Durstgefühl leiten lassen, oder alle 15 bis 20 Minuten die Menge Flüssigkeit aufnehmen, die im gleichen Zeitraum durchschnittlich ausgeschwitzt werde (Ermittlung durch Wiegen vor und nach einem wettkampfnahmen Training unter Berücksichtigung von Belastungsintensität, Luftfeuchtigkeit und Temperatur). Jedes Pfund Gewichtsverlust sei durch einen halben Liter Flüssigkeit auszugleichen.

 

"Nicht nur Wasser allein" von Jens Richter

Vor gar nicht allzulanger Zeit empfahlen Sportmediziner, die Schweißverluste während eines Marathonlaufs mit klarem Wasser auszugleichen, alles andere würde den gestressten Verdauungstrakt nur unnötig belasten. Dieser Tipp war brandgefährlich!

Vor einigen Jahren untersuchten Ärzte an der University of Califonia schwer erklärbare Todesfälle bei Marathonläufern. Es fielen ihnen einige frappierende Gemeinsamkeiten auf: Alle Sportler waren erst hinter der Ziellinie gestorben, einige sogar erst einige Tage später auf einer Intensivstation.

Die Obduktionen hätten ergeben, dass bei allen Opfern große Wasseransammlungen (sog. Ödeme) in der Lunge oder dem Gehirn zum Tode geführt hätten.

Menschen seien keine Kamele, so meint der afrikanische Sportwissenschaftler Tim Noakes, Menschen könnten kein Wasser speichern. In den Tagen und vor allem 2 Stunden vor dem Start reinzuschütten, was reingeht, sei "gefährlicher Unsinn". Im schlimmsten Fall könne aber auch eine "Wasservergiftung" entstehen, warnt Noakes.

Schweiß:
Schweiß bestehe zu knapp 98 Prozent aus Wasser, der Rest sei vor allem Natrium und Chlorid (die beiden Elemente des Kochsalzes), aber auch Kalium, Kalzium und Magnesium. Pro Liter Schweiß seien es gut 5 Gramm oder ein gehäufter Teelöffel kostbarer Salze, der verloren gingen, bei einem Marathon könnten aber bis zu 1,8 Liter Schweiß pro Stunde, also bis zu 30 Gramm Salz und mehr verloren gehen.
Salzarmut bezeichnet die Medizin als "Hyponatriämie"

Was geschieht, wenn man reines Wasser bei großem Schweißverlust trinkt?
Das entscheidende sei, dass das meiste Salz direkt aus der Blutbahn stamme. Somit bedeute jeder Salzverlust, eine immer geringere Fähigkeit, Flüssigkeit im Blutkreislauf festzuhalten, denn Salz ziehe Wasser physikalisch an. Wenn die "natriumverarmten" Läufer dann reines Leitungswasser tränken, gelange dieses über den Darm zuerst in die Blutgefäße, sickere aber von dort direkt in das umliegende, salzhaltigere Gewebe (man erinnere sich: Salz zieht Wasser an!).
Die Folgen seien: Hände und Füße schwöllen an, später dringe Wasser in die Lunge und raube die Luft (Lungenödem). Besonders kritisch aber sei eine Wasserüberschwemmung für das Gehirn, denn im harten Schädel sei für Schwellungen überhaupt kein Platz. Wenn Wasser einströme, komme das Hirn unter Druck. Das führe zu Bewusstseinsstörungen, Schwindel und Erbrechen, in den schlimmsten Fällen aber auch zu Krämpfen, Koma und zum Tod.

Falsches Verhalten der Rennärzte kann zum Tod führen:
Die Symptome der "Wasserüberschwemmung" ähnelten denen einer Austrocknung (Dehydrierung). Infusionen mit Glucose und der üblichen, geringen Salzkonzentration könnten den Zustand schnell weiter verschlechtern. Im schlimmsten Fall könne eine solche Notfallbehandlung sogar zum Tod führen.
Erfahrene Rennärzte wüssten es besser. Es würden Infusionslösungen mit bis zu zehnfach über der Körpernorm liegenden Salzkonzetrationen gegeben, um das Wasser im Gefäßsystem festzuhalten.

Rennarzt Maharam aus New York empfiehlt:
Marathonläufer sollten dem Natriummangel mit einer salzreichen Mahlzeit vor dem Rennen vorbeugen während des Rennens nicht zu viel zutrinken. Mehr als 800 ml pro Stunde sollten es nicht sein.

 

"Qualität trinken" von Anja Carlsohn

Wassermangel:
Es stehe fest: ein Mangel an Flüssigkeit könne zu Muskelkrämpfen, Schwäche, Übelkeit und in schweren Fällen zu Störungen der Gehirnfunktion (Schwindel, Koordinationsstörung, Bewusstlosigkeit) führen. Etwas weiter unten schreibt die Autoren, dass diese Leistungsminderung durch das Eindicken des Blutes verursacht würden, wodurch sich die Mikrozirkulation deutlich verschlechtere. Periphere Gewebe würden somit schlechter durchblutet, die Sauerstoff- und Glucoseversorgung sowie der Abtransport von CO2 und Laktat gerieten ins Stocken. Aber auch die Qualität der Getränke sei von großer Bedeutung.

Aufgabe des Wassers:
Wassser diene in den Zellen als Lösungsmittel für verschiedenste Stoffe, es senke die Viskosität des Blutes, wirke als Wärmeleiter zwischen den Geweben und sei wichtig für die Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen (Stoffwechselprodukte, Medikamente, Harnstoff, überschüssige Mineralien, wasserlösliche Vitamine...).
Über die Haut abgegebenes Wasser (Schweiß) sei ein entscheidender Regulator der Körpertemperatur und schütze vor Überhitzung. Ohne Regulationsmechanismen steige unter Belastung die Körpertemperatur auf unphysiologisch hohe Werte. Verdunstungskälte, entstanden durch Schweiß der auf der Haut verdunste, vermöge die Körpertemperatur zu senken.

Menge des Schweißverlustes:
Schweißverlust hänge von zahlreichen Faktoren ab: Belastungsdauer und -intensität, Anpassung, Geschlecht (Männer haben mehr Schweißdrüsen als Frauen), klimatische Verhältnisse. Schweißverlust kann bis zu 2,5 l pro Stunde betragen. Beim Iron-Man auf Hawaii wären sogar Verluste von 20 l am Tag gemessen worden.

Wieviel trinken?
Die Autorin schreibt, dass die Regel "Trinken bevor der Durst kommt" absolute Priorität habe, allerdings in Maßen ("bereits vor dem Training oder Wettkampf ausreichend trinken") und bei richtiger Zusammensetzung des Getränks. Die Geschwindigkeit der Wasseraufnahme in die Zellen hingen entscheidend von der Magenentleerungsrate ab. Sie sei individuell unterschiedlich, hänge zudem von vielen anderen Faktoren (Psyche, Mageninhalt, Temperatur des Getränks usw.) ab. Bis zu 0,9 l pro Flüssigkeitsaufnahme schaffe ein intakter Magen pro Stunde. (200-250 ml alle 15 - 20 Minuten seien optimal). Vor einem Wettkampf könne bis 2 Stunden vor dem Start nach Bedarf getrunken werde.

Getränkearten
Die Wasseraufnahme in die Zellen würden durch den Kohlenhydratanteil, den Natriumgehalt sowie der Osmolalität ("Stofffemengenkonzentration" = Anzahl gelöster Teilchen wie Glucose und Natrium pro kg Wasser) beeinflusst.

Isotone Getränke = gleiche Osmolalität wie das Blut
Hypotone Getränke = weniger Osmolalität als das Blut
Hypertone Getränke = mehr Osmolalität als das Blut (z. B. stark gesüßte Tees, Limonaden, Energydrinks)

Isotone oder leicht hypotone Getränke würden vom Körper am schnellsten aufgenommen.

Glucose und Natrium gut fürs Getränk
Die Wasserabsorption im Dünndarm sei an die Resorption von Natrium und Glucose gekoppelt, deshalb seien Natrium und Glucose im Sportgetränk notwendig, um eine zügige Wasseraufnahme zu gewährleisten und um die verlorenen ausgeschwitzten Salze zu ersetzen.

Geeignete Getränke
Geeignete Getränke seien daher Glucose-Elektrolytlösungen mit einem Natriumgehalt von ca. 400-800 mg/l (entspricht 1-2 g Kochsalz) und 45 g Glucose (Traubenzucker) oder 80 g Saccharose (Haushaltszucker) pro Liter.

Alternative: Natriumreiche Schorlen Fruchtsaftschorlen seien in ihrer Zusammensetzung und Osmolalität den Glucose-Elektrolytlösungen ähnlich. Sie hätten zudem den Vorteil, dass sie den Organismus neben Wasser, Elektrolyten und Kohlenhydraten auch mit Vitaminen versorgten.

Empfehlung:
Isotones Sportgetränk mit 40 g Glucose oder 80 g Saccharose + 1-2 g Kochsalz, oder
Fruchtsaft und natriumreiches Mineralwasser 1:1 bis 1:3 mischen

Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)
Die DGE empfiehlt 1,5 - 2 l Flüssigkeit am Tag, Sportler entsprechend mehr!

Es böten sich hier leicht gesüßte Kräuter- oder Fruchttees, Saftschorlen oder ein (gutes) Mineralwasser an. Kaffee, schwarzer oder grüner Tee solle ebenso wie Cola und andere Limonaden nur in Maßen getrunken werden.
Um die entwässernde Wirkung von Kaffee und Schwarztee auszugleichen, solle man zu jeder Tasse des koffeinhalten Getränks ein Glas Wasser trinken.
[Anm: Inzwischen gibt es wissenschaftliche Veröffentlichungen, die diese Empfehlung widerlegt. Kaffee und Tee könnten genau so als Flüssigkeitsaufnahme gerechnet werden, wenn es sich um nicht mehr als 1/2 Liter handelt. Aber auch bei größerem Genuss gilt nicht mehr die alte Faustregel: zum Ausgleich für 1 Tasse Kaffee 1 Glas Wasser trinken.]




Diese Zusammenfassungen der beiden Artikel aus der "Laufzeit" wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ich möchte hier der Vollständigkeit halber betonen, dass ich kein Arzt bin und auch keine medizinischen Kenntnisse habe.

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